Trinkwasseraufbereitung Teil 2: Die Theorie (Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung)

Nun stellt sich die Frage, welches Wasser du bei diesen abschreckenden und beängstigenden Erregern überhaupt trinken darfst. Wie in Teil 1 dieser Reihe beschrieben, gilt grundsätzlich sowohl jedes stehende als auch fließende Gewässer als kontaminiert.

Ausnahmen sind Quellen und Stellen, an denen du erkennen kannst, dass das Wasser direkt aus dem Boden kommt. Dieses Wasser wird durch die verschiedenen Erdschichten gefiltert und ist trinkbar.

Diese Form, um an Trinkwasser zu gelangen, wirst du allerdings nur sehr selten finden. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um an genügend Trinkwasser zum Überleben zu kommen?

 

1) Improvisierte Wasserfilter

Sehr verbreitet beim Bushcrafting ist der improvisierte Wasserfilter, bei dem die Filtermechanismen des Erdreichs stark vereinfacht in einer PET-Flasche stattfinden. Hierfür nimmst du eine leere PET-Flasche und hängst dieses mit der Öffnung nach unten auf. Der sich nun oben befindende Flaschenboden wird mit dem Messer entfernt, sodass die Flasche nun oben und unten geöffnet ist. Die untere Öffnung wird mit einem Tuch oder T-Shirt-Fetzen leicht abgedichtet. Nun gibt man von oben verschiedene Schichten an Filtermaterialien hinzu. Zuerst eine Schicht Kohle, dann eine Schicht Kies, anschließend eine Schicht Sand und danach noch eine Schicht Kies. Abschließend wird auch die obere Öffnung der Flasche durch eine weitere Stoffschicht abgedeckt.

Nun kannst du das verunreinigte Wasser von oben langsam in die Flasche gießen. Das Wasser durchläuft die einzelnen Schichten und das Wasser, das unten aus der Flasche hinauskommt, ist zumindest theoretisch trinkbar. Ob sich in der Praxis der Aufbau zu 100 Prozent umsetzen lässt und ob das Wasser in jedem Fall zu 100 Prozent sicher ist, ist allerdings unklar und lässt sich ohne ein Labor nicht messen.

 

2) Wasserfilter von spezialisierten Herstellern

Sowohl Hersteller von Wasserfiltern als auch die Wasserfilter an sich gibt es unzählig auf dem Markt zu kaufen. Manche sind wirklich gut, andere eher nicht. Die angegebene Porengröße bzw. die Größe der Teilchen, die herausgefiltert wird, ist von so manchen Herstellern und Verkäufern dieser Wasserfilter leider nicht richtig angegeben.

Einen eher besseren Wasserfilter findest du hier*.

Die Funktionsweise der Wasserfilter ist relativ einfach. Den Schlauch, mit dem das Wasser angepumpt wird, steckst du in das Gewässer und den anderen Schlauch in dein Auffangbehältnis, zum Beispiel deiner Feldflasche. Nun musst du unter Krafteinwirkung ordentlich pumpen, sodass sich deine Feldflasche mit trinkbarem Wasser füllt. Leider lassen sich Viren und Chemikalien nicht zwingend aus dem Wasser herausfiltern, sodass auch bei dieser Methode keine 100 prozentige Sicherheit gegeben ist.

 

3) Wasserentkeimungspräparate

Ein sehr bekanntes Wasserentkeimungspräparat ist von der Firma Katadyn*. Die Funktionsweise ist ähnlich wie bei einem Schwimmbad. Jegliche Keime werden mithilfe von Chlor abgetötet. Je nach Verpackungsangabe reicht zum Beispiel eine Tablette für die Aufbereitung von einem Liter Wasser. Allerdings ist nicht nur die Funktionsweise wie in einem Schwimmbad, sondern sowohl der Geruch und als auch der Geschmack deines Trinkwassers erinnert daran.

Gesundheitlich musst du darüber hinaus daran denken, dass Chlor letztlich auch eine Chemikalie ist und somit auf Dauer ebenfalls schädigend für deinen Körper sein wird.

 

4) UV-Licht (Sonnenlicht) – SODIS

Wenn du verunreinigtes Wasser in einer klaren PET-Flasche trägst, können Protozoen, Bakterien und Viren durch das Sonnenlicht „bekämpft“ werden. Dabei sorgt das Sonnenlicht dafür, dass die Krankheitserreger sterilisiert werden, d.h. die Erreger können sich nicht mehr vermehren. Wenn du nun das Wasser trinkst, dann gelangen zwar die Keime in deinen Körper, allerdings haben diese durch die fehlende Vermehrung keine Chance gegen dein Immunsystem. Dieses Verfahren wird SODIS genannt – Solar Water Desinfection.

Bei dieser Methode sei allerdings größte Vorsicht geboten. Erstens funktioniert diese Methode nur in klarem Wasser, d.h. das Wasser darf keine Schwebstoffe enthalten, sodass sich die winzigen Erreger nicht im Schatten der Schwebstoffe „verstecken“ können. Zweitens ist nicht jede Sonneneinstrahlung stark genug, um die Keime zu sterilisieren. Drittens sind mehrere Stunden intensiver Sonneneinstrahlung vonnöten, um wirklich sicheres Trinkwasser zu erzeugen. Und viertens kannst du den Erfolg bzw. Misserfolg dieser Wasseraufbereitung nicht messen. Ob diese Methode funktioniert oder nicht funktioniert hat, merkst du leider erst bei einer Infektion.

 

5) Abkochen

Du sammelst Holz, vernünftigen Zunder und denkst zudem an die vernünftige Vorbereitung beim Feuer machen. Zum Beispiel auch, um dein Abendessen zuzubereiten. Dabei kannst du auch gleichzeitig dein Trinkwasser aufbereiten. Du schlägst sprichwörtlich zwei Fliegen mit einer Klappe. Mithilfe deines Trinkflaschenbechers bringst du dein Wasser zum Kochen. Etwa 10 Minuten kochen genügen, um nahezu alle Viren, Bakterien und Protozoen abzutöten. Wenn du dich im Gebirge befindest, dann verlängere die Dauer pro 150 Höhenmeter um eine Minute. Diese Methode gilt als die einfachste und zuverlässigste.

 

Zusammenfassung

Es gibt unterschiedliche Methoden zur Wasseraufbereitung. Die gängigsten Methoden sind hier aufgeführt. Manche Methoden sind zuverlässig, andere Methoden eher weniger. Des Weiteren spielt natürlich der Aufwand sowie die Dauer der Aufbereitung eine entscheidende Rolle. Es ist für jeden aber sicherlich wichtig, mehrere Methoden zur Wasseraufbereitung zu kennen, obgleich die meisten davon in der Praxis eher selten zum Einsatz kommen. Chemikalien lassen sich übrigens mit keiner der gezeigten Methoden aus dem Wasser entfernen.

 

Den nächsten Teil dieser Reihe zum Thema „Trinkwasseraufbereitung“ findest du hier:

Teil 3: Praxisanwendungen

 

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