Trinkwasseraufbereitung Teil 1: Die Theorie (Krankheitserreger)

Trinkwasser ist für uns Menschen lebensnotwendig. Maximal drei Tage überleben wir ohne Trinkwasser. Diese Zeit wird deutlich verkürzt, wenn man sich in wärmeren Regionen aufhält oder den Körper beansprucht. Die Krankheitserreger, die theoretischen sowie die praktischen Maßnahmen, um nicht zu verdursten, möchte ich in dieser Artikelserie näher erläutern, um insbesondere Anfängern und Einsteigern ein wenig unter die Arme zu greifen.

 

Allgemeines

Bei einem Blick auf die Weltkarte fällt dir sehr schnell auf, dass der Großteil unseres Planeten mit Wasser bedeckt ist. Das Verhältnis von Wasser zu Land beträgt etwa 70 zu 30 Prozent. Allerdings ist das meiste davon Salzwasser und somit kein Trinkwasser.

Salzwasser darfst du unter keinen Umständen trinken, erst recht nicht, wenn du durstig bist. Das Salz entzieht deinem Körper zusätzlich das Wasser. Und zwar so lange bis der Konzentrationsunterschied der beiden Stoffe in deinem Körper ausgeglichen ist. Dies wird Osmose genannt.

Es gibt vier Gruppen von Krankheitserregern im Wasser: Protozoen, Bakterien, Viren und Chemikalien.

Salzwasser ist also tabu. Aber was ist mit den Seen und Flüssen im Inland? Grundsätzlich musst du erst einmal davon ausgehen, dass jedes Gewässer, egal ob es sich um ein stehendes Gewässer oder um ein fließendes Gewässer handelt, kein Trinkwasser enthält. Selbst dann nicht, wenn es sich um sehr klares Wasser handelt. Schwebstoffe wie Sand sind, sofern sich keine Krankheitserreger an ihnen festsetzen, das ungefährlichste im Wasser. Viel schlimmer sind die unsichtbaren, mikroskopisch kleinen Gefahren, die im Wasser lauern:

 

1) Protozoen

Protozoen sind heterotrophe Einzeller und gehören zu den einfachsten Lebewesen auf unserem Planeten. Ein Problem beim Thema Trinkwasseraufbereitung ist zum Beispiel eine Protozoen-Gattung namens Giardia intestinalis (Mehrzahl: Giardien). Diese parasitären Krankheitserreger gelangen über das Wasser in deinen Körper und verursachen Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Bei Durchfall und Erbrechen verlierst du zusätzlich Wasser. Eine Haltung wie „besser als nichts“ ergibt als Bushcrafter somit keinen Sinn. Allenfalls in einer lebensgefährlichen Notsituation könnte diese Haltung Sinn ergeben, sofern die Rettung während der Inkubationszeit, also der Zeit zwischen Infektion und den ersten Symptomen, eintrifft.

 

2) Bakterien

Bakterien gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen. Doch nicht jedes Bakterium ist gefährlich. Auf unserer Haut, in unserem Mund und überall in und an unserem Körper sind genau in diesem Moment mehrere Billionen Bakterien. Ohne Bakterien wären wir beispielsweise nicht in der Lage, Nahrung zu verdauen.

Allerdings gibt es auch eine Vielzahl an „bösartigen“ Bakterien. Je nach Art der Bakterien kann es bei einer Infektion zu Fieber, Entzündungen, Atemwegsbeschwerden, Darmbeschwerden und vielen weiteren Symptomen kommen. Schwere bakterielle Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt.

 

3) Viren

Viren sind deutlich kleiner als Protozoen und Bakterien. Des Weiteren kann sich ein Virus nicht selbstständig vermehren, sondern benötigt einen Wirt bzw. eine Wirtszelle. Dabei wird die Zelle des Wirts vollständig besetzt, das Erbmaterial der Wirtszelle vollständig zerstört und das Erbmaterial des Virus übertragen. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Viren, dessen Krankheitsverlauf zum Tod führen kann. Eine Kontamination des Wassers mit Viren erfolgt beispielsweise durch Fäkalien von Tier oder Mensch oder auch Tierkadaver, die sich flussaufwärts befinden.

 

4) Chemikalien

Bei Chemikalien denkst du möglicherweise zuerst an etwas Böses. Doch selbst das Wasser ist eine Chemikalie. Die chemische Formel von Wasser ist H₂O. Auch andere Stoffe wie Salz, Kalk, Kohle, Methan, usw. sind Chemikalien. Allerdings gehören auch Stoffe wie Salzsäure, Schwefelsäure und diverse Schwermetalle zu den Chemikalien, die sich leider im Wasser befinden können. Diese Chemikalien gelangen durch den Menschen durch Abfälle, insbesondere durch die Industrie, aber auch durch den Privathaushalt ins Wasser. Kurzfristige Einwirkungen sind in der Regel nicht erkennbar, aber langfristig sind selbst geringe Mengen der genannten Chemikalien stark gesundheitsschädigend.

 

Zusammenfassung:

Im Wasser können sich die vier Erreger-Gruppen Protozoen, Bakterien, Viren und Chemikalien befinden. Abhängig von der Art des jeweiligen Erregers kann es zu unterschiedlichen Krankheiten kommen.

Ebenso ist nicht bei jeder Art garantiert, dass du tatsächlich daran erkrankst. Dank deines Immunsystems kann sich der ein oder andere Erreger zwar in deinem Körper befinden, allerdings bricht dadurch nicht immer zwingend eine Krankheit aus.

Auf die Menge der aufgenommen Erreger kommt es ebenfalls an. Bei manchen Erregern reicht bereits ein Schluck zur Infektion, bei anderen kannst du unter Umständen einen Liter trinken, bevor dein Immunsystem Probleme bekommt.

 

Den nächsten Teil dieser Reihe zum Thema „Trinkwasseraufbereitung“ findest du hier:

Teil 2: Methoden der Trinkwasseraufbereitung

 

 

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