Gemütlich auf der Hängematte chillen. Körper und Seele baumeln lassen. Dabei den Sonnenuntergang beobachten. Vielleicht noch einen kühlen Cocktail in der Hand.
Im wahrsten Sinne des Wortes: Einfach mal abhängen!
Die Hängematte steht als Symbol für Glückseligkeit, Gemütlichkeit, Entspannung und manchmal sogar für Faulheit.
Wer in einer Hängematte liegt, der fühlt sich wohl.
Rundum zufrieden.
Es gibt wohl kein “Möbelstück”, Gartenaccessoire oder mitunter auch Gepäckstück, das vergleichbar viel Zufriedenheit auslöst.
Doch eine Hängematte stellt noch viel mehr Nutzungsmöglichkeiten dar als nur einen gemütlichen Ort der Entspannung.
In vielen Ländern der Welt, insbesondere in den Ländern Südamerikas, dient eine Hängematte als Ersatz für das uns bekannte Bett. Camper und Bushcrafter können sich diesen Bettersatz zunutze machen und haben somit eine praktische Alternative zum Zelt.
Und wie genau das funktioniert, zeige ich dir in diesem Artikel.
Die Hängematte als Alternative zum Zelt
Warum wird überhaupt nach einer Alternative gesucht? Ein Zelt ist doch super. Oder etwa nicht?
Ein Zelt hat viele Vorteile. Ein Zelt ist ringsum geschlossen, bietet Schutz vor Regen, Mücken sowie diverser Krabbeltierchen, und obwohl die Wand nur aus dünnem Kunststoff besteht, fühlt sich der Insasse in einem Zelt relativ sicher. Wer dem Campen nicht abgeneigt und bereit ist, auf Luxus zu verzichten, fühlt sich wohl in einem Zelt.
Doch ein Zelt hat auch Nachteile:
Gewicht
Ein gutes Zelt wiegt zwischen drei und fünf Kilogramm. Wenn du viel zu Fuß unterwegs bist und all dein Gepäck auf dem Rücken trägst, wirst du entweder auf ein leichtes Gewicht deines Rucksacks achten oder deinen Rucksack verfluchen, weil er zu schwer ist.
Wenn du ein 5kg-Zelt einpackst, macht allein das Zelt einen großen Anteil des Gesamtgewichts aus.
Packmaß
Ähnlich wie mit dem Gewicht verhält es sich mit dem Packmaß.
Innen- und Außenzelt plus Bodenfläche, dazu kommen die Stangen und die Erdanker (Heringe). Da kommt selbst zusammengepackt eine Menge Material zusammen.
Ein durchschnittliches Zelt hat zusammengepackt ein Volumen von etwa 12 bis 16 Litern.
Wenn dein Rucksack beispielsweise 50 Liter Fassungsvermögen besitzt, ist durch das Zelt ein erheblicher Anteil des Gesamtvolumens verbraucht.
Bodenkälte
Ein Zelt steht bekanntlich auf dem Boden, und wenn du dich ins Zelt legst, ist zwischen dir und dem Untergrund lediglich das dünne Material des Zeltbodens. Die daraus resultierende Kältebrücke ist bei niedrigeren Temperaturen auf Dauer sehr unangenehm.
Ein weiser und berühmter Survivalist sagte einst: “Wer draußen friert, ist entweder dumm oder faul.”
Ein Bushcrafter wird sich aus natürlichen Stoffen wie dünnen Ästen, Zweigen, Moos und Laub eine natürliche Isomatte bauen oder hat eine Isomatte aus Kunststoff dabei.
Unabhängig davon, ob du dich für eine Isomatte aus dem Fachhandel oder für eine natürliche und selbst gebaute isolierende Bushcrafter-Matte entscheidest, wirst du dir Gedanken um die Bodenkälte machen, weil geringere Temperaturen nicht nur den Schlaf stören, sondern insbesondere die Moral herunterziehen.
Abhängigkeit von einer ebenen Fläche
Beim Thema Untergrund gibt es einen weiteren Nachteil: Ein Zelt ist abhängig von einer ebenen Fläche. Ansonsten ist die Stabilität des Zeltes nicht gewährleistet und erholsamer Schlaf wird schwer zu finden sein.
Ein steiniger Hang scheidet definitiv aus. Genauso wird ein sumpfiger Untergrund in einer Senke mit zahlreichen Mücken eher gemieden.
Wenn ein passender Platz gefunden wurde, sollte der Teil des Bodens, auf dem das Zelt steht, von allen spitzen und kantigen Gegenständen entfernt werden. Wer hier nachlässig mit der Säuberung umgeht, wird dies spätestens in der Nacht bereuen, wenn kleine Steinchen, dünne Äste und dornige Disteln in den Körper drücken und stechen.
Genau diese Nachteile beim Zelt sind die Vorteile einer Hängematte.
Die Vorteile einer Hängematte
Eine Hängematte ist mit etwa 300 bis 1100 Gramm ein Leichtgewicht, besteht in der Regel aus strapazierfähiger und robuster Fallschirmseide oder Kunststoffen, wie beispielsweise Weathertex oder Duracord, und ist zusammengepackt im Vergleich zum Zelt deutlich kleiner (etwa 2 bis 5 Liter).
Bezüglich des Packmaßes und des Gewichts also ein klarer Pluspunkt gegenüber eines standardmäßigen Zeltes.
Außerdem erleichtert eine Hängematte die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Benötigt werden nur zwei etwas dickere Bäume im Abstand von 2,5 bis 4,0 Metern (abhängig von der Größe der Hängematte und der Befestigung).
Eine Suche nach einer ebenen Fläche und das Entfernen von spitzen und kantigen Gegenständen entfallen vollends.
Zusätzlich kann eine Hängematte in der Höhe variiert werden, was Vorteile gegenüber Wildtieren und Insekten bringt, je höher du deine Hängematte befestigst.
Okay, Hängematte. Doch was ich mit den Mücken?
Wer eine Hängematte als praktische Alternative zum Zelt nutzen möchte, ist nicht angewiesen auf buntfarbene Baumwollhängematten ohne besondere Features.
Im Outdoor-Bereich sind auf dem Markt viele Hängematten (engl.: hammock) zu finden. Diese Hängematten sind speziell als Zeltalternative für Übernachtungen in der Natur konzipiert und hergestellt.
Einige dieser Hängematten haben ein integriertes Mosquitonetz, um im Schlaf vor Mücken und ihren teilweise tödlichen Krankheitserregern geschützt zu sein. Sofern du das Netz nicht mit deinen Gliedmaßen berührst, bist du vor Angriffen durch Mücken und Co. geschützt.
Je nach Material der Hängematte und Größe der Mücke ist es allerdings möglich, dass die Mücke dich von unten durch den Stoff der Hängematte sticht. Durch dein Körpergewicht spannt sich das Material der Hängematte. Wenn nun eine Mücke unten auf der Hängematte landet, ist zwischen ihr und deinem Körper lediglich der dünne Stoff der Hängematte. Für viele Mücken stellt dieser dünne Stoff kein Hindernis dar.
Um vor diesen Angriffen geschützt zu sein, kannst du deine Hängematte zum Beispiel mit Permethrin imprägnieren. Permethrin gehört zur Gruppe der Pyrethroide und sorgt dafür, dass die Mücke beim Kontakt mit deiner Hängematte sofort stirbt. Sobald die Mücke mit deiner imprägnierten Hängematte in Berührung kommt, wird ihr Nervensystem stark geschädigt und sie fällt zu Boden.
Darüber hinaus haben einige typische Outdoor-Hängematten ein sogenanntes Cocoon-Inlay, in das eine Isomatte für kühlere Temperaturen gelegt werden kann.
Wie funktioniert die Befestigung?
In der Regel werden bei Outdoor-Hängematten entsprechende Microropes oder Smartropes verwendet, um eine schnelle und sichere Befestigung zu gewährleisten.
Hierfür folgst du den Anweisungen auf der Verpackung der jeweiligen Befestigungsvorrichtungen.
Doch einige Hängematten werden schlicht mit zwei Seilen befestigt. Hier wird empfohlen, sich einen oder mehrere Knoten anzueignen, um den Auf- und Abbau der Hängematte schnell und einfach durchzuführen.
Wer sich bisher nicht an die Knotenkunde herangetraut hat, sollte sich in jedem Fall den Palstek – auch der König der Knoten genannt – aneignen, weil dieser in den meisten Fällen sowohl den zuverlässigsten als auch den elegantesten Knoten darstellt. Der Knoten ist sehr leicht zu erlernen und findet in sehr vielen Fällen Verwendung.
In der Hängematte bei Regen. Gehe ich da nicht baden?
Wenn kein Regen zu erwarten ist, kann eine Überdachung weggelassen werden, um vor dem Einschlafen den Himmel und die Sterne zu beobachten.
Grundsätzlich wird allerdings bei der Verwendung einer Hängematte als Alternative zum Zelt ein Tarp als Überdachung empfohlen. (Ein Tarp findet auch bei Zelten große Verwendung – insbesondere bei Zelten mit kleinen Apsiden.)
Das Tarp wird dabei mithilfe von Abspannleinen über die Hängematte gespannt und dient so als Überdach, um dich vor Regen und anderem Niederschlag zu schützen. Abhängig davon, wie du das Tarp abspannst, stellt es darüber hinaus einen sehr praktischen Windschutz dar.
Dementsprechend bleibst du auch in einer Hängematte trocken.
Weiterer Vorteil: Wer schon einmal in einen Zelt übernachtet hat, kennt die Problematik mit der Kondensation. Bei langem Aufenthalt im Zelt insbesondere mit nasser Kleidung, bei warmen Temperaturen und bei hoher Luftfeuchtigkeit hängen die Wassertropfen (Kondensat) an der Decke des Zeltes. Wenn sich zu viel Kondensat ansammelt, tropft es von der Zeltdecke. Zelte mit mangelhafter Belüftung sind stärker betroffen. Hohe Luftfeuchtigkeit und starke Kondensation wird innerhalb eines Zeltes häufig mit “schlechter Luft” oder “stickiger Luft” gleichgesetzt. Auf Dauer sehr unangenehm.
Obwohl sich auch bei einem Tarp Kondensat bilden kann, so ist durch die dauerhafte Belüftung die Belastung hoher Luftfeuchtigkeit deutlich geringer, weil der Raum zwischen Hängematte und Tarp von allen Seiten luftdurchlässig ist.
Ist eine Hängematte wirklich wärmer als ein Zelt?
Wie weiter oben angesprochen, hat die Hängematte entscheidende Vorteile gegenüber der Bodenkälte. Doch dadurch ist eine Nacht in der Hängematte nicht unbedingt warm.
Wer die nächtlich sinkenden Temperaturen unterschätzt, wird auch in der Hängematte wenig Erholung finden.
Zwar spielt die Bodenkälte keine direkte Rolle, doch die Kälte in der Umgebung ist weiterhin vorhanden. Wenn du in einer Hängematte liegst, entstehen Kältebrücken überall dort, wo du mit deinem Körper auf die Hängematte drückst. Dies sind in der Regel die Schultern, der gesamte Rücken, der Hintern und Teile des Oberschenkels. Eine vergleichsweise große Fläche.
In mäßig warmen Sommernächten stellen diese Kältebrücken kein Problem dar, doch sobald die Temperaturen soweit sinken, dass dein Wärme- bzw. Kälteempfinden ein Frieren signalisiert, ist auch bei der Hängematte eine Isomatte unumgänglich.
Eine bessere, aber auch deutlich kostspieligere Alternative zur Isomatte ist ein sogenannter Underquilt, der außen an der Hängematte befestigt wird.
Ist eine Hängematte auf Dauer komfortabel?
Zugegebenermaßen ist der Einsatz einer Hängematte nicht für jedermann geeignet, weil das “Durchhängen” für viele Menschen nicht besonders komfortabel ist.
Manche Menschen liegen gerne mehrere Stunden problemlos in der Hängematte und manch andere bekommen schon nach kurzer Zeit starke Rückenschmerzen.
Ein paar Minuten gut und schön, vielleicht sind einige Stunden noch okay, aber dann wird es unbequem.
Doch bevor eine Hängematte für eine Übernachtung als absolut ungeeignet deklariert wird, solltest du dich zuerst in einem größeren Umfang daran gewöhnen.
Wenn unser Körper auf etwas Unbekanntes stößt, was am Anfang nicht als angenehm wahrgenommen wird, stößt er das Unbekannte gerne vorschnell ab. Mal wieder eine Manipulation durch das Gehirn.
Wenn sich dein Körper daran gewöhnt hat, ist eine Übernachtung in einer Hängematte gar nicht mehr so schlimm, wie es zu Beginn den Anschein machte.
Tipp: Die brasilianische Liegetechnik
Um den krummen Rücken und den damit verbundenen Mangel an Komfort möglichst gering zu halten, wird beim Liegen auf der Hängematte die brasilianische Liegetechnik empfohlen.
Viele Unwissende legen sich der Länge nach in die Hängematte. Das ist auf Dauer wahrlich unbequem.
Bei der brasilianischen Liegetechnik legst du dich nicht der Länge nach in die Hängematte, sondern diagonal wie auf folgender Abbildung gezeigt.
Probiere mehrere Liegepositionen aus, um die für dich beste und komfortabelste Position zu finden.
Zusammenfassung:
Eine Outdoor-Hängematte kann eine gute Alternative zum Zelt darstellen. Muss sie aber nicht.
Leider ist das dauerhafte Übernachten in einer Hängematte aufgrund mangelnden Komforts nicht für jedermann geeignet.
Genauso wie die Verwendung eines Zeltes, hat die Hängematte diverse Vor- und Nachteile.
Darüber hinaus ist es nicht notwendig, dass du dich einmal entweder für oder gegen eine Hängematte entscheidest. Heute favorisierst du vielleicht das eine und in ein paar Monaten gefällt dir das jeweils andere besser. Ganz so, wie es dir gefällt.
Ich persönlich variiere gerne und wechsle die Verwendung häufiger ab. Mal nehme ich das Zelt mit, mal ist die Hängematte bei meinen Touren dabei.
Wenn du zum jetzigen Zeitpunkt ein Zelt besitzt und dir das Geld für eine Hängematte fehlt, dann benutze weiterhin dein Zelt. Wenn du weitere Touren für die Zukunft planst und dir die Reisemethode des Bushcrafters liegt, dann kannst du dir auch später noch Gedanken um eine Hängematte machen – sofern du denn möchtest.
Letztlich ist es natürlich deine eigene Entscheidung und dein eigener Geschmack, ob du ein Zelt oder eine Hängematte favorisierst.
Viel Spaß bei deinem Abenteuer.
Super Artikel, der die Vor- und Nachteile wirklich gut darstellt! Ich war früher auch immer skeptisch gegenüber Hängematten, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass man in sowas bequem schlafen kann. Ein Freund hat mir dann mal seine geborgt und ich fand das Schlafen im Freien mit Blick auf die Sterne so toll, dass ich mir dann eine eigene zugelegt habe. Habe eine Hennessy Ultralight von haengemattenshop.com inkl. Moskitonetz und Tarp. Das Gewicht ist im Vergleich zum Zelt unschlagbar… Bei Kälte habe ich die Hängematte allerdings noch nicht ausprobiert. Bisher immer nur im Urlaub in Kroatien und Frankreich, wo sie sowohl zum Schlafen als auch am Strand zum Einsatz kam. Gerade in Kroatien mit den spitzen Steinen überall war es um einiges angenehmer als im Zelt 🙂
Kann ich also auch nur weiterempfehlen!
Grüße, Jakob
Hi Jakob, sehr cool, dass du so gute Erfahrungen mit Hängematten gemacht hast – auch im Ausland. Sehr sehr nice! Und es freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt. =)
Hi Tobi,
danke für die Gegenüberstellung! Sehr übersichtlich und informativ.
Mir gefallen auch die Bilder mit den Strichmännchen, die mehr sagen als viele Worte.
Viele Grüße,
Martina
survivalhelden.de
Hi Martina,
vielen Dank für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir diese Gegenüberstellung gefällt. =)
Liebe Grüße,
Tobi