11 Fakten, die jeder Wanderer kennen sollte

Im Vergleich zu Tennis und Eishockey ist das Wandern als Sport- und Freizeitbeschäftigung recht einfach zu erlernen. Und doch gibt es ein paar Dinge, die jeder Wanderer – insbesondere als Anfänger – wissen und beachten sollte.

Du solltest wissen …

 

1. … dass Regen, Wind und Wetter zum Wandern dazugehören

Der Mensch besteht nicht aus Zucker. Dementsprechend ist es nicht schlimm, wenn kleinere Regenschauer das Wandervergnügen begleiten.

Kerngedanke dieser Aussage ist aber weniger die Abhärtung gegen Wetterbedingungen, sondern vielmehr der Hinweis, dass du nicht auf das “perfekte” Wetter warten solltest, um eine Wanderung zu unternehmen. Denn wer sich zum Beispiel nur sonntags bei bestem Sonnenschein aus dem Haus wagt, der wird sehr wahrscheinlich nur dreimal pro Jahr das Haus verlassen. Oh, doch nur zweimal, denn die Oma möchte ja auch noch besucht werden …

Insbesondere bei tristem Wetter und an Tagen, an denen Grau die vorherrschende Farbe ist, kann eine Wanderung in der Natur sehr belebend sein und das Gemüt positiv stimmen.

 

2. … dass die Natur keine Müllhalde ist

Unser Planet wird doch schon genug verschmutzt – dann auch noch beim Wandern? Es ist mir unbegreiflich, dass immernoch so viele “Naturfreunde” ihren Plastikmüll am Wegesrand entsorgen.

Bitte … entweder lass jegliche Dinge, die in Plastik verpackt sind, daheim oder, wenn es doch mal ein Schoko-Müsli-Riegel für unterwegs sein soll, dann verstaue den Plastikmüll sicher in deinen Taschen und entsorge ihn Zuhause.

 

3. … dass deine Kleidung auch mal dreckig werden kann

Bei einer Wanderung in der Natur sollte es keine Überraschung sein, dass du die ein oder andere matschige Regenpfütze antriffst, vielleicht über eine Wurzel stolpern könntest oder wuchernde Pflanzen an deinen Beinen hängenbleiben.

Die schönste und teuerste Hose, die du morgen wieder im Büro anziehen möchtest, ist daher für die heutige Wanderung eher nicht geeignet.

Klingt im Grunde logisch, oder? Ich möchte es trotzdem erwähnen, denn ich habe schon einige Wanderer beobachtet, die eben doch mit ihrer “guten” Hose unterwegs waren und bei jedem Schritt penibel darauf geachtet haben, nicht dreckig zu werden. Von einem Wandervergnügen bleibt dabei natürlich nicht viel übrig.

 

4. … dass ein Sauberkeitsfimmel in der Natur fehl am Platz ist

Ähnlich wie mit der Kleidung verhält es sich mit allen anderen Situationen, Umständen und materiellen Stoffen: Ein bisschen Schmutz gehört dazu.

Da fällt mal das Brötchen bei der gemütlichen Pause aus der Hand? Kein Problem, denn das Brötchen ist weiterhin essbar, nachdem es den Waldboden berührt hat. Genauso können umgestürzte Bäume und kleinere Felsen als Tisch und/oder Sitzgelegenheit benutzt werden. Die Beobachtung einiger Wanderer ist sehr amüsant, die für jede Kleinigkeit grundsätzlich eine (Plastik-) Unterlage brauchen.

Wie sich dieser übertriebene Sauberkeitsgedanke in unsere Gesellschaft eingeschlichen hat, vermag ich nicht zu beantworten, aber wen verwundert es dann noch, dass so viele Menschen an einem schwachen Immunsystem leiden?

 

5. … dass Höhenmeter anstrengender sind als flaches Land

Höhenmeter werden immer wieder unterschätzt. Leider. Deshalb solltest du dir bei deiner Routenplanung neben den Entfernungen das dazugehörige Höhenprofil anschauen.

Ist das Höhenprofil eher flach und weist nur geringe Unterschiede in den Höhenmetern auf, kannst du größere Entfernungen einplanen. Ähnelt das Höhenprofil eher einer Herzfrequenzmessung, kannst du dich auf eine anstrengende Tour einstellen, bei der du dich ordentlich auspowern und insgesamt eher weniger Strecke zurücklegen wirst.

 

6. … dass frisches Trinkwasser zu den wichtigsten Dingen gehört, die du zum Wandern mitnehmen solltest

Statt deinen Wanderrucksack unnötigerweise mit allen möglichen Dingen vollzustopfen, solltest du dich neben einen Kälteschutz auf das Trinkwasser konzentrieren. Dein Körper verbraucht beim Wandern und Schwitzen deutlich mehr Wasser als du es aus dem Alltag gewöhnt bist.

Dieses Wasser solltest du nachfüllen, um Übelkeit, Schwindel und andere Erscheinungen der Dehydrierung zu vermeiden.

Tipp: Kleinere Trinkpausen in kurzen Abständen von beispielsweise 30 Minuten sind effektiver als einmalig einen Liter auf ex, um deinen Flüssigkeitshaushalt auf einem Level zu halten, weil eine regelmäßige Wasserzufuhr vom Körper besser aufgenommen werden kann.

 

7. … dass es abends dunkel wird

Ja, abends wird’s dunkel. Im Sommer zwischen 22:00 und 23:00 Uhr und im Winter ab etwa 17:00 Uhr. Bäume und dichtes Geäst lassen es im Wald deutlich früher stockfinster erscheinen.

Obwohl dieser Hinweis einigen Menschen sicherlich ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern wird, so darf er in dieser Auflistung trotzdem nicht fehlen.

Denn Wanderer, die die Entfernungen unterschätzen, “plötzlich” ohne Taschenlampe von der Dunkelheit überrascht werden und sich Hand in Hand vorsichtig zum nächsten Parkplatz tasten, sind keine Seltenheit.

Daher mein Tipp: Entweder eine Taschenlampe bzw. Stirnlampe mitnehmen (vorher Batterien/Akku checken), früher starten, sodass das Routenende problemlos vor Einbruch der Dunkelheit erreicht werden kann, oder bei der Routenplanung einen kürzeren Wanderweg wählen.

 

8. … dass eine Strecke von 20 Kilometer eine Wanderung von etwa 4 bis 5 Stunden bedarf

Die Entfernungen unterschätzen – ein sehr beliebter Fehler bei Wanderanfängern. Entfernungen, die mit dem Auto und anderen motorisierten Untersätzen in wenigen Minuten zurückgelegt werden können, sind bei Wanderungen zu Fuß mit mehreren Stunden verbunden.

Ein gemütliches, leicht zügiges, nicht trödelndes Wandern geschieht auf flachem Land mit wenigen Höhenmetern bei etwa 4-5 km/h, also vier bzw. fünf Kilometer pro Stunde. Entsprechend mehr, wenn Höhenmeter hinzukommen.

Wenn du diese Zahl im Hinterkopf behältst, kannst du dir jederzeit ausrechnen, wie viel Zeit für deine entsprechende Entfernung benötigt wird. Unterschätzte Entfernungen gehören dann der Vergangenheit an.

 

9. … dass das Barfußlaufen nicht vergessen werden sollte

In vielen Outdoor-Fachgeschäften und anderen Expertenrunden ist stets von einem “festen Schuhwerk” die Rede, um die Füße vor Steinen, Ästen und anderen Bodenbegebenheiten zu schützen und darüber hinaus das Fußgelenk zu stabilisieren.

Festes Schuhwerk ist allerdings nicht natürlich.

Die natürlichstes Form der Fortbewegung ist das Barfußlaufen, was – so wie viele Dinge in der heutigen Gesellschaft – leider verpönt wird. Wer in der Stadt barfuß unterwegs ist, erntet böse, schockierte und abwertende Blicke.

Wer aber regelmäßig barfuß läuft, stärkt das Fußbett, die Knochen, die Gelenke, die Muskeln, verlagert das Gewicht auf den Fußballen statt auf die Fersen und schützt zusätzlich die Wirbelsäule.

Für mich habe ich eine zufriedenstellende Balance zwischen Schuhen und Barfußlaufen gefunden, obwohl ich selbst gerne noch mehr barfuß laufen würde.

 

10. … dass das Wandern süchtig machen kann

Zusammengefasst geht es darum, dass eine Sucht meiner Meinung nach pauschal nichts Schlechtes ist. Es gibt schlechte Suchtarten, wie beispielsweise die Spielsucht, die Alkoholsucht, die Kaffeesucht, die Nikotinsucht und die Konsumsucht! Selbstredend sollte daran gearbeitet werden, diese Suchtarten zu vermeiden bzw. diesen Suchtarten gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, sich in das eigene Leben einzuschleichen.

Neben den schlechten Suchtarten gibt es aber durchaus gute Eigenschaften, nach denen du süchtig sein kannst, wie beispielsweise die Sucht anderen Menschen zu helfen, die Sucht Sport zu treiben und die Sucht des Teilens. Meistens nennen wir dies dann Routinen und/oder Gewohnheiten.

Und genauso kann es süchtig machen bzw. zur Gewohnheit werden, zum Beispiel jedes Wochenende zu wandern, um die Herrlichkeit und Schönheit der Natur zu bewundern und ihre Magie in sich aufzusaugen. Die spirituellen Aspekte können beim Wandern genauso süchtig machen wie die sportlichen, ausdauernden Aspekte.

 

11. … dass eine Wanderung auf mehrere Tage erweiterbar ist

Für viele Menschen ist eine Wanderung mit einem gemütlichen Sonntagsspaziergang gleichzusetzen.

Mal ‘ne Stunde aus’m Haus und dann gibt’s warmen Tee.

Eine Wanderung hingegen muss nicht auf wenige Stunden oder einen Tag reduziert werden. Auch in Deutschland gibt es eine Vielzahl wunderschöner Fernwanderwege, die die wenigsten Deutschen bereits gewandert sind und möglicherweise nicht einmal kennen.

Günstige Unterkünfte wie Pensionen, Ferienhäuser, Herbergen, Campingplätze und andere Möglichkeiten der Einkehr sind dort ebenfalls zu finden. Eine kurze Recherche genügt, um sich einen groben Überblick zu verschaffen.

 

Schon gesehen?

Im Mai 2022 bin ich wieder auf einen der Jakobswege unterwegs gewesen. Dieses Mal auf der Vía de la Plata. Ganz im Süden von Spanien in Cádiz gestartet in Richtung Norden über Sevilla und Salamanca bis nach Santiago de Compostela.

Hier der Link zum YouTube-Video:

Jetzt anschauen.

4 Comments 11 Fakten, die jeder Wanderer kennen sollte

  1. WhoAmI 24. Juni 2016 at 23:02

    Vielen Dank für deine Videos über den Jakobsweg, da nen paar Kumpels und ich vor haben dieses Projekt zu stämmen:)
    Dank deinen Videos habe ich die Gekegenheit bekommen, einen kurzen Einblick auf das, was mich erwartet zu erhalten:)

    Reply
    1. Tobi 28. Juni 2016 at 18:32

      Gerne gerne! So soll’s sein! 😉

      Und euch wünsche ich natürlich viel Spaß auf eurem Camino.

      Reply
  2. Simone Österheld 15. Mai 2017 at 19:28

    Hey Tobi, zu Punkt 7 Deiner 11 Fakten kann ich als gestandene Nachtwanderin nur widersprechen…….eine Taschen- oder Stirnlampe bedeutet unnatürliches Licht und schränkt das Sehvermögen im Wald extrem ein! Das menschliche Auge ist in der Lage sich auch im dunklen Wald an die Gegebenheiten anzupassen und die Sinne des Menschen werden von Wanderung zu Wanderung mehr und mehr geschärft, so daß wir das Licht einer Lampe nur als störend empfinden werden.
    Einfach mal drauf einlassen und vertrauen!
    Liebe Grüße
    Simone

    Reply
    1. Tobi 18. Mai 2017 at 12:07

      Hi Sabine,
      vielen Dank für deinen Kommentar!
      Ich stimme dir (fast) voll und ganz zu, denn das menschliche Auge ist tatsächlich in der Lage, sich der Dunkelheit anzupassen. Ich selbst liebe die Verbesserung dieser natürlichen bzw. naturnahen Fähigkeiten (ähnlich wie beispielsweise das Barfußlaufen).

      Allerdings gilt dies nicht grundsätzlich für alle Orte dieser Welt und erst recht nicht in jeder Situation. Bei allem Respekt gegenüber deiner Wandererfahrungen habe ich auch schon die ein oder andere Wandererfahrung sammeln dürfen. Beispielsweise bin ich mal in einem Dschungel gewesen, in dem ich selbst nach mehreren Minuten meine eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte. Beim komplett bedeckten Himmel im Dickicht existiert manchmal nicht einmal mehr der geringste Lichtanteil. Ohne künstliches Licht ist dies lebensgefährlich.

      Des Weiteren möchte ich mit diesen Artikeln vor allem Anfängern das Wandern ein Stückchen näherbringen. Und Anfänger sollten definitiv eine Taschen- oder Stirnlampe – zumindest als Backup – parat haben. 😉

      Liebe Grüße,
      Tobi

      Reply

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