Trinkwasseraufbereitung Teil 3: Die Praxis

Die Theorie ist die eine Sache, die Praxis eine andere. Im ersten Teil dieser Reihe geht es um die verschiedenen Krankheitserreger, im zweiten Teil um die unterschiedlichen Methoden der Wasseraufbereitung. Doch welche Methoden eignen sich wirklich für die Praxis?

An dieser Stelle möchte ich nur kurz auf die einzelnen Methoden eingehen und eher verdeutlichen, welche Methoden zu welchem Anwendungszweck passen.

Ein improvisierter Wasserfilter ist interessant, kann ich aber niemandem empfehlen. Einerseits ist die Beschaffung der Materialien aufwendig, zum anderen dauert es viel zu lange, um auch nur eine kleine Menge an Trinkwasser zu erzeugen. Hinzu kommt, dass diese Form des Filters nicht zuverlässig ist. Ein vernünftiger, gekaufter Wasserfilter hilft da schon eher, ist aber mit Krafteinsatz verbunden und ebenfalls nicht zu 100 % sicher und zuverlässig. Die Methode der Sterilisierung der Keime durch UV-Licht ist ebenfalls zu unzuverlässig und die Dauer der Wasseraufbereitung viel zu lang.

Wenn du in den heimischen Wäldern deine Bushcraft- und/oder Survival-Skills trainieren möchtest, dann wirst du mit Sicherheit mehrere der genannten Methoden ausprobieren. Du wirst eine Menge wichtiger und interessanter Erfahrungen sammeln, wenn du mit wenig oder gar keiner Ausrüstung und dementsprechend ohne Nahrung und Trinkwasser einen Tag oder sogar ein  Wochenende im Wald verbringst. Tolle Erfahrungen, die sich aber eher um das Training bzw. der Optimierung deiner Outdoor-Fähigkeiten handeln. Wenn du das möchtest, mach es so wie du es willst. Auch in Pfadfinder-Camps oder Bushcraft-Trainingslagern werden viele verschiedene Methoden zur Wasseraufbereitung aufgezeigt.

Auf Reisen, insbesondere im Ausland, wirst du zwar auch deine erlernten Fähigkeiten einsetzen, aber mit Sicherheit nicht überstrapazieren. Es herrscht schlichtweg ein zu hohes Risiko, dass du deine Reise durch eine leichtsinnige Infektion abbrechen musst.

Außerdem möchtest du auf deiner Reise doch eher die Landschaft und das Leben in der Natur genießen, neue Dinge sehen, fremde Menschen und Kulturen kennenlernen. Täglich etliche Stunden mit der Wasseraufbereitung zu verbringen, wird dich auf deiner Reise tendenziell nicht zufriedenstellen.

Die Methode des Abkochens von Wasser ist die zuverlässigste und einfachste Methode, die – und das wirst du schnell merken – die einzige praxisnahe Technik zur Wasseraufbereitung sein wird.

Jetzt der Geheimtipp: Die allermutigsten und tapfersten Wanderer, Bushcrafter und Reisende begeben sich unterwegs an mysteriöse Orte, die im Volksmunde „Supermärkte“ genannt werden. Hier lässt sich der Vorrat an sauberem Trinkwasser ebenfalls aufstocken und ganz nebenbei soll dort auch ein Saft, der aus Wasser, Hopfen und Gerstenmalz zubereitet wird, zu finden sein. Angeblich sollen Lagerfeuer mit diesem Getränk gerade in Gesellschaft anderer sehr unterhaltsam werden. 😉

 

Typische Fehler

Hier noch einmal die typischen Fehler in der Übersicht:

In Deutschland gilt das Wasser aus der Leitung als sauber. In anderen Ländern ist dies nicht zwingend der Fall. Das Zähneputzen ist möglich, aber das Wasser ist nicht trinkbar. Informiere dich also vorher, ob das Leitungswasser deines entsprechenden Reiseziels trinkbar ist.

Beim Waschen von beispielsweise Gemüse mit Leitungswasser ist ebenfalls daran zu denken, dass das Leitungswasser nicht trinkbar ist und das Gemüse durch dieses Wasser kontaminiert wäre.

Diverse Eisverkäufer laufen gerade in Touristengebieten den Strand entlang. Dieses Eis kann möglicherweise aus unsauberem (Leitungs-) Wasser hergestellt worden sein. Nicht kaufen und erst recht nicht essen!

Selbst der klarste Bach kann verseucht sein. Solange du die Quelle nicht siehst, kann irgendwo ein Tierkadaver flussaufwärts das Wasser verunreinigt haben.

Wenn du sicher bist oder zumindest stark anzunehmen ist, dass das Wasser durch Industrie oder anderen Dingen stark verschmutzt ist, bemühe dich nicht, das Wasser aufzubereiten. Das Risiko, dass bei der Wasseraufbereitung irgendetwas nicht zu 100% klappt, ist zu hoch! Suche dir lieber eine andere Wasserstelle.

Große Flüsse, die industriell viel befahren werden, wie zum Beispiel die Elbe und der Rhein, sind grundsätzlich nicht geeignet für Trinkwasser. Es gibt dort einen Witz: „Das Wasser aus der Elbe und dem Rhein ist wie bei einem Jungbrunnen. Wenn du es trinkst, wirste nich alt.“ (Auf die Gefahr hin, dass jemand diesen Witz nicht versteht: Das Wasser aus Flüssen wie Elbe und Rhein ist nicht trinkbar!)

 

Zusammenfassung

Für das Training der eigenen Fähigkeiten in Bezug auf die Trinkwasseraufbereitung ist es sehr hilfreich, viele verschiedene Methoden zu kennen und zu erlernen. Auf Reisen und außerhalb des Trainings wirst du allerdings fast ausschließlich das Wasser abkochen, um es trinkbar zu machen. Scheue dich außerdem nicht davor, sauberes und sicheres Wasser aus dem Supermarkt zu kaufen. Falscher Stolz bringt dich nicht weiter. Du musst dich vor niemandem beweisen. Genauso wird dir niemand deine Kosten erstatten, wenn du deine Reise abbrechen musstest, weil du leichtsinnige Fehler gemacht hast.

 

Hat dir diese kleine Artikelreihe zum Thema „Trinkwasseraufbereitung“ gefallen? Schreib gerne ein Feedback unten in die Kommentare.

 

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