Mein persönliches Highlight der gesamten Reise ist die Sierra Maestra, die sich im Osten Kubas südlich von Bayamo und westlich der ehemaligen Hauptstadt Santiago de Cuba auf einer Gesamtfläche von über 230 Quadratkilometern erstreckt. Unser Ziel in der Sierra Maestra ist die Erklimmung des Gipfels des Pico Turquino, dem höchsten Berg der Sierra Maestra und gleichzeitig dem höchsten Berg Kubas. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, was genau uns erwartet und noch weniger können wir erahnen, dass die Tour um ein Vielfaches schwieriger wird als zuvor angenommen.
Früh am Morgen brechen wir in Bayamo auf, um mit einem privaten Taxi das kleine Dorf namens Santo Domingo zu erreichen. Hier befindet sich der Eintritt zum Gran Parque Nacional Sierra Maestra und stellt offiziell den Startpunkt dieses Abenteuers dar.
Der Eintritt zum Nationalpark inklusive Tour auf den Pico Turquino, inklusive Übernachtung im Basiscamp am Fuße des Pico Joaquin, inklusive Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einem Liter Trinkwasser kosten 68 CUC pro Person, zzgl. Trinkgeld für den Guide, zzgl. Nachkaufen des Trinkwasservorrats (Stand: Januar 2015).
Trinkwasserbedarf für die gesamte Tour, je nach Leistungsstand: 3 bis 8 Liter.
Nach der formellen Klärung, kurzem Smalltalk zum Kennenlernen und der Erläuterung unserer bevorstehenden Tour, werden wir mit unserem Guide via Jeep zum Ausgangspunkt der Wanderung gebracht. Der Ausgangspunkt Alto del Naranjo befindet sich 950 Meter über dem Meeresspiegel (950 Meter ü. NHN). Der Gipfel des Pico Turquino liegt auf 1974 Metern ü. NHN.
„Da haben wir ja die Hälfte der Höhenmeter bereits geschafft.“
Tja, falsch gedacht, denn zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass auf der Tour bis zum Pico Turquino zwei weitere Gipfel erklommen werden und durch ständiges Hoch und Runter deutlich mehr Höhenmeter auf uns warten.
Der Plan dieser zweitägigen Tour auf den höchsten Berg Kubas sieht folgendermaßen aus: Von Alta del Naranjo acht Kilometer bis zum Basiscamp, anschließend nach dem Mittagessen fünf weitere Kilometer vom Basiscamp auf den Gipfel des Pico Turquino und danach fünf Kilometer zurück zum Basiscamp. Nach der Übernachtung folgen am nächsten Tag die acht Kilometer zurück nach Alto del Naranjo. Macht in Summe 26 Kilometer und davon 18 Kilometer am heutigen Tag.
Los geht’s in Alto del Naranjo. Noch völlig unwissend, was genau uns erwartet. Etwa 1.000 Höhenmeter werden zwar anstrengend und sicher das Erschöpfendste unserer Rundreise durch Kuba, aber das werden wir schon schaffen …
Der Weg beginnt ruhig. Nur wenige Höhenmeter aufwärts, teilweise flach, nur wenige kleine und größere Steine. Der erste Kilometer ist quasi zur Eingewöhnung an die hohen Temperaturen von etwa 25°C und der noch höheren Luftfeuchtigkeit hier im kubanischen Dschungel.
Der zweite Kilometer deutet bereits an, dass die Wanderung härter wird als erwartet. Zwar hält sich die Steigung weiterhin in Grenzen, doch die ersten Kletterpartien über Wurzeln und Felsen, die als natürliche Stufen dienen, beginnen. Deutlich erhöhter Puls sowie beginnendes Schweißtreiben unterstreichen den allmählich anfangenden Anstieg der zu erbringenden Leistung.
Unser Guide, der übrigens hervorragend Englisch spricht, gewährt uns trotz recht straffen Tempos, um früh genug für den Gipfelstieg das Basiscamp zu erreichen, ausreichend Pausen zur kurzfristigen Regeneration. Außerdem hat er jederzeit ein paar Gags parat, um von der anstrengenden Wanderung abzulenken, und darüber hinaus erzählt er stolz und ausführlich wie Fidel Castro und Ernesto Che Guevara in dieser Region Zuflucht vor den schwer bewaffneten Soldaten des Diktators Batista fanden und wie sie von hier aus das weitere Vorgehen ihres Guerilla-Krieges planten, um die lang ersehnte Revolution in Kuba herbeizuführen. Der Besuch der ehemaligen Kommandostation ist übrigens ein alternativer Wanderweg im Gran Parque Nacional Sierra Maestra.
Gesäumt mit weiteren Wurzeln, Felsen, Behilfsleitern und Brettern führt der Weg tiefer in den Dschungel und näher ans Basiscamp heran. Einige Aussichtspunkte gewähren dabei einen schönen Ausblick auf die gefühlt unendlichen Weiten der Sierra Maestra.
Doch der Weg ist selten flach und mit zunehmender Kilometerzahl wird spürbar deutlich, dass das regelmäßige Auf und Ab eine gewaltige Anstrengung darstellt. Zwanzig Meter steil hinauf, dann zehn Meter mäßig hinunter. Danach zehn Meter mäßig hinauf und anschließend zwanzig Meter steil hinunter. Insgesamt 60 Höhenmeter überwunden und trotzdem kein bisschen an Höhe gewonnen. Der Schweiß hat mein T-Shirt bei diesen mörderischen Temperaturen bereits durchtränkt. Und da vorne geht’s wieder zwanzig Meter steil bergauf …
Meiner Begleitung wird es bereits zu viel. Ständiges Auf und Ab bei diesen Temperaturen und derart hoher Luftfeuchtigkeit hinterlässt selbst bei erfahrenen Wanderern tiefe Spuren der Erschöpfung. Unser Guide macht ihr Mut. Zwischen dem sechsten und dem siebten Kilometer ist der Anstieg am schlimmsten. Der achte und somit letzte Kilometer bis zum Basiscamp ist weitgehend flach. Nochmal ein paar Minuten auf die Atmung achten, keine unnötige Kraft verschwenden, stets den richtigen und einfachsten Schritt wählen und noch eine weitere Kraftreserve aufbringen. Das Basiscamp ist nicht mehr weit.
Da vorne ist es. Das Basiscamp am Fuße des Pico Joaquin auf einer Höhe von 1364 Metern ü. NHN. Demzufolge sind wir gerade einmal 414 Meter höher als zu Beginn am Ausgangspunkt am Alto del Naranjo. Wie viele Meter wir tatsächlich überwinden mussten, kann uns niemand so genau sagen. Der Erschöpfung zufolge mindestens die dreifache Anzahl an Höhenmetern.
Gegen 13:30 Uhr erreichen wir das Zwischenziel unserer Tour. Zwei schlichte Hütten sind hier zu finden: Eine Hütte als Aufenthalts-, Koch- und Essbereich sowie eine Hütte mit insgesamt 20 Betten zum Schlafen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause, der erneuten Aufstockung des Trinkwassers und einem kleinen Mittagessen, bestehend aus Hühnchen und Reis, beginnt bereits die Planung zur nächsten, noch deutlich härteren Etappe. Denn die Zeit drängt. Spätestens um 14:30 Uhr soll der Aufstieg zum Gipfel beginnen, damit der Rückweg nicht allzu lange im Dunkeln stattfindet. Schließlich ist jetzt im Januar der Sonnenuntergang gegen 18:00 Uhr und spätestens um 18:30 Uhr ist es stockdunkel. Bei knapp 2.000 Höhenmetern eher weniger vorteilhaft.
Doch zuerst stellt sich eine sehr wichtige Frage: Wer wagt überhaupt die weiteren 610 Meter an Höhe bis zum 1.974sten Höhenmeter auf den Gipfel des höchsten Berg Kubas? Wer wagt die weiteren fünf Kilometer hinauf und anschließend weitere fünf Kilometer hinunter?
Diese und weitere Fragen zur körperlichen Verfassung stellt uns unser Guide. Für mich ist die Antwort eindeutig: Ich will da hoch. Komme, was wolle.
Meine Begleitung allerdings ist weniger überzeugt von der weiteren Etappe. Bereits die ersten acht Kilometer bis zum Camp waren eine körperliche Herausforderung. Der nächste Teil ist nochmal deutlich heftiger, deutlich steiler, deutlich anspruchsvoller und der Sauerstoffgehalt bei steigenden Höhenmetern wird nach und nach geringer.
Unser Guide rät ihr, den Aufstieg nicht anzutreten. Sie kann stolz sein auf das bisher Geleistete. Und sie braucht sich keinesfalls zu schämen. Nur etwa 60 Prozent derjenigen, die das Basiscamp erreichen, wagen den weiteren Aufstieg zum Pico Turquino. Die ersten 8 Kilometer bis zum Camp rauben schlicht und ergreifend zu viel Kraft. Doch letztlich bleibt es ihre Entscheidung.
Sie entscheidet sich, den Aufstieg nicht zu wagen. Wie sich hinterher herausstellt, die wohl weiseste Entscheidung ihres Lebens.
Für mich geht es weiter. Respektvoll schaue ich in die Richtung meines Ziels und sehe in weiter Ferne den Gipfel des Pico Turquino, der mehr und mehr in einer zunehmenden Wolkendecke verschwindet.
Kurze mentale Einstimmung und der finale Aufstieg beginnt. Übrigens mit einem anderen Guide, der leider kein Wort Englisch versteht und somit eine Kommunikation mit meinen Spanisch-Fitzelchen nahezu unmöglich ist. Mehr als ein kurzer Small-Talk mit mehr Mimik und Gestik als gesprochenen Worten muss zum Kennenlernen reichen.
Ab jetzt beginnt der Teil, bei dem allein die körperliche Fitness nicht zum Erfolg führt. Ab jetzt bedarf es einer gehörigen Portion an Willenskraft, um abermals den nächsten Schritt zu machen. Ab jetzt kann jeder Meter zum Kampf gegen sich selbst werden, um den Gipfel zu erklimmen.
Der erste Teil des Aufstiegs ist der Wahnsinn. Am Fuße des Pico Joaquin liegt das gleichnamige Basiscamp. Der Weg zum Gipfel des Pico Turquino führt über den Gipfel des Pico Joaquin. Knapp 320 Höhenmeter auf nicht einmal 700 Metern Strecke werden hier überwunden. Einfach nur steil bergauf. Über Stock und Stein, Fels und Wurzeln. Einfach nur steil bergauf.
Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer vorher schon zweifelte und nicht sowieso im Camp geblieben ist, wird spätestens bei diesem Anstieg aufgeben und den Rückweg antreten.
Doch Zweifel dürfen bei mir jetzt nicht aufkommen. Zumindest nicht allzu viele. Aber irgendwie ist da noch ein anderes Gefühl. Denn jetzt fühle ich mich alleine. Meine Begleitung wartet im Camp und mein Guide, der mehr und mehr zum stillen Vorläufer wird, spricht kein einziges Wort. Es ist niemand da, um sich gegenseitig anzustacheln, niemand, um sich zu motivieren, und niemand, um das aktuelle Erlebnis zu teilen. Hier muss ich jetzt alleine durch.
Ein faszinierendes Naturerlebnis ist es schon lang nicht mehr. Links Dschungel, rechts Dschungel und vor mir – nein, über mir – der weitere Weg, den es zu bewältigen gilt. Statt eines Naturerlebnisses ist es mehr ein Kampf mit dem eigenen Körper, trotz widriger Bedingungen genügend Kraft und – noch viel wichtiger – genügend Willen aufzubringen, um den nächsten Schritt nach oben zu machen und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Dann endlich. Der erste Gipfel und somit ein weiteres Zwischenziel ist geschafft. Der Gipfel des Pico Joaquin auf 1676 Metern ü. NHN. Na immerhin.
Kurze Pause. Einen weiteren Schluck trinken. Weiter geht’s. Die Zeit drängt.
Zuerst einmal gute 50 Höhenmeter nach unten. Runter vom Gipfel des Pico Joaquin. Und anschließend gute 50 Höhenmeter hinauf auf einen weiteren „Zwischengipfel“. Den Gipfel des Pico Régina.
Nein, ein Genuss bei der Bewunderung der Natur ist es nicht mehr. Nur wenige Aussichtsplattformen ermöglichen einen Blick auf die Sierra Maestra. Und irgendwo da oben thront der Pico Turquino – mittlerweile komplett im dichten Nebelmeer verschwunden.
Während des Abstiegs hinunter vom ersten Gipfel überkommt mir das ungute Gefühl, dass all das, was nun bergabwärts führt, auf dem Rückweg automatisch bergaufwärts wird. Nein, alle negativen Gedanken müssen weg. Das soll und darf mich jetzt nicht ablenken. Diese Gedanken wirken nur demotivierend. Blick nach vorne, weiterkämpfen.
Angekommen auf dem zweiten Gipfel, dem Gipfel des Pico Régina, folgt allerdings ein erneuter herber Schlag gegen den Optimismus.
Der zweite Gipfel liegt gerade einmal zehn Meter über dem Ersten – auf 1686 Metern ü. NHN. Gerade einmal zehn Meter gutgemacht auf dem Weg zum entscheidenden Gipfel. Ein sehr bescheidenes Gefühl, wenn ich bedenke, dass beinahe nichts an Höhe gewonnen wurde, obwohl doch so viele Höhenmeter hinter mir liegen. Naja, eine abermals kurze Pause inklusive großem Schluck aus meiner Trinkflasche muss ausreichen, um auch diesen negativen Gedanken aus dem Kopf zu bekommen.
Aufgeben ist ohnehin keine Option mehr. Nicht jetzt, wo doch das Ziel nicht mehr so weit sein kann. Zuerst wieder hinunter vom Pico Régina und anschließend hoch auf den Gipfel des Pico Turquino. In Summe noch etwa 400 Höhenmeter.
Es ist doch wirklich erstaunlich, wie viele Kraftreserven der Körper aufbringen kann, obwohl die ersten Signale der Erschöpfung bereits so früh ausgesendet werden. Obwohl der Körper signalisiert, viel lieber zu entspannen und sich auszuruhen, ist er bereit, noch mehr Kraft zu liefern, wenn der Wille vorhanden ist, jetzt nochmal ’ne Schippe draufzulegen.
Weiter. Immer weiter. Einen Schritt nach dem anderen den steilen Hang hinauf.
Wie viele Höhenmeter nun bereits geschafft sind, kann ich nicht mehr einschätzen. Vielleicht liegt es an der so dermaßen hohen Luftfeuchtigkeit. Vielleicht liegt es an der Hitze. Vielleicht liegt es an der Erschöpfung. Vielleicht auch einfach alles zusammen.
Dann plötzlich – etwa 15 Meter vor mir – mein Guide bleibt stehen, dreht sich in meine Richtung und zeigt mit den Armen auf ein Terrain, welches ich von meiner Position noch nicht erkennen kann. Ich kämpfe mich weiter bergauf und dann sehe ich sie.
Die Statue von José Marti auf dem Gipfel des Pico Turquino.
Mehr ist hier nicht zu sehen. Nur ein grasbewachsenes Terrain. In der Mitte steht die Statue, ringsum sind Palmen, Laubbäume und Sträucher. Das war’s. Kein Ausblick. Kein Panorama. Nichts. Es bleibt lediglich das Gefühl, genau in diesem Augenblick inmitten dieses mystisch wirkenden Areals auf dem höchsten Punkt Kubas zu stehen und den Moment zu genießen.
Trotzdem empfinde ich ganz tief im Inneren eine große Zufriedenheit. Endlich oben, endlich geschafft.
Und obwohl es hier nichts Besonderes zu sehen gibt. Ich glaube, ich habe gelächelt.
***
Wie es auf unserer Rundreise weitergeht, erfährst du im nächsten Teil:
Weiter zu Teil 4 der Rundreise
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Hallo! Ich hätte ein paar Frage zu deiner Besteigung des Pico Turquino. Du hast – sofern ich das richtig verstanden habe – nicht in der Sierra Maestra übernachtet, sondern bist in einem Tag auf den Berg und wieder runter, oder? Wie/ Wo hast du die Tour bzw. den Guide gebucht? Wir überlegen, eine dreitägige Tour zu buchen (da wir von Santiago de Cuba starten), haben aber Probleme, Anbieter zu finden. Würdest du uns empfehlen, das alles erst vor Ort zu buchen? So spannend dein Eintrag auch ist, hast du uns etwas Angst gemacht, ob wir die Besteigung körperlich übrehaupt bewältigen können. Wie fit war deine Begleitung zu dem Zeitpunkt? Schafft man die Besteigung als durchschnittlich sportlicher Mensch? (ist natürlich schwer für dich einschätzbar).
Ich dabke dir jetzt schon maf für die vielen Tipps und Anregungen und hoffe, dass du uns weiterelfen kannst!
Viele Grüße
Elsa
Hi Elsa, zuerst einmal vielen Dank für deinen Kommentar.
Deine angesprochenene Angst kann ich dir aber direkt nehmen, denn ich bin selbst auch nur ein durschnittlich sportlicher Mensch. Ist also auf jeden Fall machbar. 😉 Wie in dem Bericht schon angesprochen, kommt es am Ende nicht mehr auf die körperliche Leistungsfähigkeit an, sondern auf deine/eure Willenskraft, euch weiterhin bei den hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit durch den Dschungel zu kämpfen und euch das nächste Auf-und-Ab anzutun.
Zu deiner Frage, ob wir in der Sierra Maestra übernachtet haben: Ja, wir haben im Basiscamp am Pico Turquino übernachtet. Du hast wahrscheinlich den vierten Teil der kompletten Rundreise noch nicht gelesen. Hier der Link: https://treat-of-freedom.de/kuba-rundreise-teil-vier/
Zu einer Anreise von Santiago de Cuba, kann ich leider keine genauen Tipps geben. Wir sind bei unserer Besteigung von Bayamo gestartet und auch wieder nach Bayamo zurückgekehrt. Und gebucht hatten wir ebenfalls alles in Bayamo, sodass wir unterwegs nur noch Proviant (vor allem Trinkwasser) und Trinkgeld für den Guide parat haben mussten. Es wird aber bestimmt auch in Santiago ein Veranstaltungsbüro zu finden sein. Halte einfach Ausschau nach den üblichen Büros wie Infotour ö.ä. Die werden euch bestimmt weiterleiten, wenn ihr falsch sein solltet.
Mein Tipp ganz konkret: Macht euch bewusst, dass die Besteigung des Pico Turquino sehr wahrscheinlich das Härteste sein wird, was ihr bei eurer gesamten Kuba-Rundreise machen werdet. Dazu macht euch bewusst, dass die ganze Tour recht kostspielig sein wird. 100 CUC pro Person solltet ihr für Transfer, Guide und Proviant locker einplanen. Aber macht euch auch bewusst, dass die Erfahrungen, die ihr dort in der Sierra Maestra machen werdet, auf jeden Fall lohnenswert sind. Müsste ich heute entscheiden, ob ich nochmal hochgehen würde, würde ich nochmal hochgehen.
Wenn ihr keine erfahrenen Bergsteiger oder Long-Trail Hiker seid, dann gibt euch der Pico Turquino auf jeden Fall die Chance, über euch selbst hinauszuwachsen. Und wenn ihr dann oben seid, werdet ihr einfach ein hammermäßiges Glücksgefühl erleben.
Ich hoffe, ich konnte euch hiermit weiterhelfen. Bei weiteren Fragen gerne einfach stellen.
Schöne Grüße,
Tobi
Hi Tobi,
wow, das sieht nach einer Herausforderung aus, der ich mich auch gern stellen würde.
mit was für Ausrüstung warst du denn auf dieser Wanderung unterwegs?
Wanderschuhe? (Hast du die auf all deinen Trips dabei, oder belässt du es auch manchmal bei Turnschuhen? Jetzt mal so aus der Perspektive betrachtet, was man eben an Gewicht immer mit rumschleppen will)
Trekkingrucksack?
Kurze/Lange Hose?
Wechselklamotten (bzw. zusätzliche Klamotten für die Nacht?)
Hi Kili,
ich habe grundsätzlich nur ein paar Schuhe dabei – meine Wanderstiefel. Ansonsten bin ich ein großer Fan vom barfußlaufen. Meine Ausrüstung findest du übrigens oben im Menü.
Bezogen auf diese Wanderung zum Gipfel des Pico Turquino brauchst du dir aber keine Sorgen um das Gepäck machen. Hier reicht ein kleiner Wanderrucksack oder auch ein DryBag mit Proviant und Zahnbürste. Wechselklamotten brauchst du nur, wenn du keine Funktionskleidung hast. Jeans werden über Nacht bestimmt nicht trocken bei der Luftfeuchtigkeit. Decken für die leciht kühlere Nacht gibt es am Basiscamp. Selbst Trinkwasser lässt sich am Basiscamp nachkaufen, dementsprechend musst du auch da nicht 6 Liter Wasser mitschleppen. Wenn du mit einer/m Freund/in dort bist, reicht ein DryBag für euch beide. Die großen Rucksäcke bleiben in der Casa Particulare.
Gut zu wissen, danke.
Ne, mit Jeans würde ich in so einem Klima auch nicht wandern, sondern eben mit trekking Hose.
Da ich vorhabe eigentlich nur mit Handgepäck nach Kuba zu fliegen, befürchte ich ich werde für Wanderschuhe eher keinen Platz finden, sondern mich auf (in meinen Augen etwas vielseitigere) Turnschuhe verlassen… Oder hältst du das für eine dumme Idee?
Kommt darauf an, welche Turnschuhe du hast. Meine Turnschuhe haben eine glatte Specksohle. Diese würde ich nicht empfehlen. Wenn du aber typische Laufschuhe (aka Trail Runners) hast mit leichtem Profil, dann ist das auf jeden Fall in Ordnung. Viele Wanderer setzen auf diese Art des Schuhwerks.
In einem YouTube-Kommentar hat mir ein Besucher folgenden Link geschickt. Mit dem in diesem Video genannten Fazit bin ich zwar nicht 100% konform, aber die Pros und Contras von Hiking Boots und Trail Runners werden hier ganz gut beschrieben, um sich einen Überblick zu verschaffen. https://www.youtube.com/watch?v=Y02GDN5VUec
Danke für deine Antwort & den Link.
Ja, ich habe so Nike Turnschuhe, die eine gute Polsterung und eine Sohle mit Profil haben.
Ja, mir geht’s auch so n bisschen wie Kale: Ich brauch keinen so rigiden Support, wenn ich „normal“ wandere.
(Bei meinem nächsten Klettersteig, wo man sich als Schussel auch öfter mal anstößt, da werde ich mir evt. überlegen einen Wanderstiefel zu tragen, der über die Knöchel geht.)
Hi Tobi,
Danke für deinen ausführlichen Bericht nochmal – also ich habe den Pico Turquino dann auch geschafft, ausgerüstet mit Turnschuhen…
Bei uns war es ziemlich matschig, weil es so viel geregnet hatte – und wir haben auch am Tag der Tour noch gebangt, ob wir überhaupt los dürfen – nach 75 Minuten Warten am Tag der Tour kam dann aber glücklicherweise das Go.
Wir waren ne recht sportliche 9er-Gruppe + Guide, von denen alle zum Gipfel gekommen sind.
Hitze hatten wir nicht groß, was aber ja wohl eher untypisch ist. Es war eher ziemlich kalt am Abend / Nacht, so dass die Leute sich geärgert haben auf Empfehlung im Tal ihre Schlafsäcke dort zu lassen.
Wir hatten die Tour in der Villa Santo Domingo (die ja irgendwie, zumindest was die Touren angeht, mit dem Nationalpark zusammenarbeitet) gebucht. Das lag dann bei 57 CUC pro Person (Transport nach Alto de Naranjo, inklusive Übernachtung im Basiscamp, inklusive Frühstück (1), Mittag (2)- und Abendessen (1) sowie einem Liter Trinkwasser)). Weiteres Wasser für 1 CUC (0,5) bzw 2 CUC (1,5 liter) haben wir im Camp gekauft, wo es auch Bier (2 CUC) und Limonade (1 CUC) gab. Essen fanden wir sehr dürftig – da kann es nicht schaden, sich noch selbst etwas einzupacken. (Ich habe mir – in Ermangelung von Alternativen – mal Babybrei, den man mit Milch anrührt, in Kuba gekauft. Den hätte ich am besten auch auf den Berg mitnehmen sollen zur Stärkung.)
Hi Kili,
eine 9er-Truppe, die vollständig den Gipfel erreicht hat? Richtig stark! Respekt dazu!
Insgesamt scheint sich aber eine Menge verändert zu haben. Bier, Limo und die große Flasche Wasser gab es bei uns nicht im Angebot. Auch einen Schlafsack haben wir nicht gebraucht, weil es nachts ausreichend warm war. Die Decken in den Schlafsälen (Baracken 😉 ) haben gereicht.
Hat es dir denn unterm Strich trotzdem gefallen?
Liebe Grüße,
Tobi
Hi Tobi,
Ja, es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert und ein gutes Gefühl es geschafft zu haben.
Landschaftlich waren andere Wanderungen aber eindrücklicher – aber das war ja irgendwie auch im Vorfeld bekannt.
Hey, ein paar kleine Tipps: wir haben das Wasser getrunken, was aus der Quelle am Basiscamp kommt (wir waren mit einer kubanischen Gruppe unterwegs und es gab nichts anderes), der Wasserhahn ist in der Küche. Ist sehr gutes Wasser, kostet nichts und man kann so viel trinken, wie man will.
Empfehlenswerter ist es, die Besteigung des Pico Turquino erst ausgeruht vom Camp aus am Tag 2 zu beginnen und anschließend den langen Abstieg zu machen. Ist weniger anstrengend, als der komplette Aufstieg an einem Tag und man hat früh eine viel klarere Sicht, nachmittags ist der Gipfel meistens in den Wolken. Einfach mit dem Guide in Santo Domingo ausmachen.
Wooowwwww…nice!!!
Das sind super Tipps! Hatte ich so nicht erfahren und selbst nicht auf dem Schirm.
Vielen vielen Dank dafür!